Die Geschichte

Längst bevor menschlicher Geist die Welt gestalten und verändern konnte, hat sich die Natur in der Balver Höhle ein einmaliges Denkmal geschaffen.

Im Devonzeitalter (ca. 380 Mio. Jahre v. Chr.) bildete sich das Kalkgestein, in dem die Wasserströme der Eiszeiten in Tausenden von Jahren die größte Gebirgshalle Europas formten, ein 18 m breites, 12 m hohes und etwa 90 m tiefes Felsengewölbe mit 2 Seitenarmen, dem »Virchowarm« und dem »Dechenarm«, nach den Forschern Prof. Dr. Rudolf Virchow und Bergrat von Dechen benannt.

Für die Jäger und Sammler der Altsteinzeit waren die Höhlen natürliche Behausungen, die sie zum Schutz vor Feinden und vor wilden Tieren aufsuchten. Hier im Innern der Erde huldigten sie ihren Göttern. Den Menschen der vorrömischen Eisenzeit dienten sie als Heiligtümer, in denen sie kultische Handlungen vornahmen. In vielen Höhlen Deutschlands und Europas wurden Funde gemacht, die ihre Nutzung als Kultstätte belegen, so auch im Hönnetal, im südwestfälischen Sauerland. Die Balver Höhle wurde im Laufe von 150.000 Jahren immer wieder von Menschen aufgesucht.

Seit im Jahre 1843 das Königliche Bergamt Siegen erstmalig wissenschaftliche Ausgrabungen in der Balver Höhle vornehmen ließ, ist es namhaften Forschern gelungen, bei ihren Grabungen unberührte Reste menschlicher Kultur aus sieben Siedlungsepochen zu Tage zu fördern, unter anderem einen gewaltigen Ur-Elefanten-Stoßzahn und einen Ur-Elefanten-Backenzahn, die größten jemals aufgefundenen Exemplare dieser Art. 53.000 Stein- und Knochenwerkzeuge aus den Kulturen des Magdalénien und Moustérien geben über das Leben der Urbewohner des Hönnetals Aufschluss.

Die bei diesen Grabungen entdeckten altsteinzeitlichen Artefakte, besonders die Steingeräte, weisen die Balver Höhle als einen bedeutsamen Fundort des Mittelpaläolithikums (Mittlere Altsteinzeit) in Europa aus und als einen Siedlungsplatz des Neandertalmenschen (ab 80.000 v. Chr.).

In der wissenschaftlichen Fachliteratur wird weltweit die mittlere Altsteinzeit in Südwestfalen in drei Zeitabschnitte eingeteilt: Das Spätacheuléen = „Balve l“, das Micoquien = „Balve II, III und lVa“, das Spätmoustérien = „Balve IVb“. Der Name „Balve“ ist für die einschlägige Wissenschaft in der Welt ein Begriff.

Die Balver Höhle heute

Heute ist die Balver Höhle nicht nur als Festsaal für das beliebte, traditionsreiche Schützenfest, sondern vor allem als Musentempel der Balver Höhlenfestspiele weltweit bekannt. Ihre Atmosphäre und außergewöhnliche Akustik machen sie zu einem Anziehungspunkt für Künstler und Musiker aus aller Welt.

Bereits 1922 verstand Theodor Pröpper, später Ehrenbürger der Stadt, das „steinerne Wunder“ zu nutzen. Unterstützt von der Balver Heimwacht führte er Mysterienspiele auf, in die viele Balver Bürger als Mitwirkende einbezogen wurden. Auch nach dem verlorenen Krieg (sollten) die unvergleichbaren Möglichkeiten der Balver Höhle als Raum für die Gestaltung des Laienspiels wieder genutzt werden.

1949 riefen Pröpper und Hermann Wedekind die Balver Höhlenspiele ins Leben, die einige Jahre erfolgreich agierten. Diesen Gedanken belebte Wedekind 1984 neu. Der ein Jahr später gegründete Verein „Festspiele Balver Höhle e.V.“ veranstaltet seitdem Konzerte, Theater und Festivals auf hohem Niveau.

Dass die Höhle zu einem Kulturzentrum von überregionaler Bedeutung wurde, ist nicht nur den bedeutsamen kulturellen Angeboten der Akteure zu verdanken. Die Höhle vermittelt eine besondere Atmosphäre. Die außergewöhnlich feintönige Akustik und die vielfarbigen Lichtreflexe im Kalkgestein des Gewölbes vermitteln eine Stimmung, die Besucher vergessen lässt, dass die Raumtemperatur nicht selten wärmere Kleidung empfiehlt, dass hin und wieder Sickerwasser von der Höhlendecke tropft. Veranstaltungen in der Balver Höhle haben eben ihren ganz besonderen Reiz.